Lenas Schicksal bewegte die Zuhörer

Heller, Volker; Gießener Allgemeine Zeitung, 26.10.2009, Seite 13
zum Benefizkonzert »Film ab!« in der Ev. Kirche in Rabenau-Londorf am 24.10.2009


Der Chor »Regenbogen« beim Auftritt. Links im Bild ist das Portrait der fünfjährigen Lena Krämer aus Kesselbach zu sehen, zu deren Gunsten das Benefizkonzert veranstaltet wurde.

Rabenau (vh). Bekannte Filmmusiken präsentierte der Chor »Regenbogen« unter Chorleiter Arndt Roswag im »Dom der Rabenau« für einen guten Zweck.

»Hollywood« gastierte am Samstag im Londorfer »Dom der Rabenau«. Bekannte Filmmusiken präsentierte der Chor »Regenbogen« unter Chorleiter Arndt Roswag. Das aktuelle Programm nennt sich kurz und knapp »Film ab!«, dauert über zwei Stunden und vermittelt verschiedene Stilelemente von Tutti- und Sologesang. Eingebunden in geistliches Liedgut, denn, so Roswag, eine filmische Traumwelt solle nie die Wirklichkeit des Veranstaltungsortes überdecken. Von dem Lebensalltag der Familie Krämer in Kesselbach ganz zu schweigen. Denn was die voll besetzte Kirche nun erfuhr über das Schicksal der fünfjährigen Lena Krämer, erklärte mehr als eindringlich den Anspruch eines Benefizkonzerts.

Wie gern würde sich Lena, eben im normalerweise quirrligen Kindergartenalter, so mitteilen wie es Kinder ihres Alters tun. Doch Lena blieb stumm als ein großformatiges Portrait links oberhalb des singenden Chores ständig präsent. Ein Mädchen, dessen blondgelocktes Haar und undschuldiges Kindergesicht nichts aber auch gar nichts davon erahnen lässt, wie sehr das Schicksal hier wütet. Es kommt hinzu, dass die am 5. Mai 2004 geborene Lena meist fröhlich, aufgeweckt und neugierig ist. Doch alles auf ihre sehr persönliche Art und Weise, denn Lena leidet an einer individuellen Krankheit, die sich jeder eindeutigen Therapie entzieht.

Vieles muss daher versucht werden in der Hoffnung, dass sich wenigstens kleine Fortschritte einstellen. Drei Freundinnen der Familie Krämer - Silke Jung, Sandra Schäfer und Sandra Weber - berichteten dem Publikum die näheren Umstände. Bedingt durch eine Infektion mit dem CytoMegalie-Virus (CMV) aus der Gruppe der Herpesviren während der Schwangerschaft ihrer Mutter wurde bei Lena eine Cerebralparese, die Behinderung des Nerven- und Muskelsystems im Bereich der willkürlichen Bewegungskoordination, hervorgerufen. Ein komplexes Krankheitsbild mit intensivem Betreuungsbedarf. Mit ihren fünf Jahren kann Lena weder laufen noch sprechen, alleine sitzen, alleine essen und trinken. Der Familienalltag beinhaltet tägliche Therapien, ist zeitintensiv und kräfteraubend.

Glücklicherweise konnte im Kindergarten Rüddingshausen ein Platz für Lena geschaffen werden. Die Krankenkasse würde die für diesen Sonderfall notwendigen Hilfsmittel eher zögerlich genehmigen, wodurch sich weitere Belastungen ergäben, erfuhren die Zuhörer. Verschiedene Therapiemöglichkeiten außerhalb der Norm würden weder die Krankenkasse noch eine andere Institution bezahlen. Dazu gehören die Delfintherapie oder Reittherapie. Falls Tiertherapien noch diskussionswürdig wären, ein Lauflerngerät (10.000 Euro) sowie der Spezialautositz (zwischen 1.000 und 3.000 Euro) aber wohl kaum. Bedingt durch die Wohnsituation der Familie Krämer muss in naher Zukunft ein Außenaufzug (Kosten: 80.000 Euro) angeschafft werden.

Der Erlös des Konzertes auf Spendenbasis geht zur Unterstützung der Familie Krämer nach Kesselbach. Trotz allem Leid: der Chor «Regenbogen« faszinierte mit einfallsreicher Choreografie, mit Witz und Humor und beachtlichen Gesangsleistungen. Am Piano Jakob Handrack, als Filmregisseur fungierte Chorsänger Udo Schöps, seine Assistentin war Ute Sari. Rührende Titel wie »Ein Freund, ein guter Freund« (aus: »Die Drei von der Tankstelle«), bewegte Songs wie »Zwei kleine Italiener« (aus: »Marindis’ Heimkehr«) oder sanfte Stücke wie »Moon River« (aus: »Frühstück bei Tiffany«) gefielen. Stehender Applaus und viele Zugaben. Wer die Familie Krämer weiterhin unterstützen möchte, meldet sich am besten bei Arndt Roswag in Londorf.